Donnerstag, 1. September 2016

Über Tamsin

Dies ist die Geschichte von Tamsin. 
STAND 2016

„Ich bin ein Freak.“ Tamsin ist kein Freak, aber das bedeutet nicht, dass sie weniger seltsam ist.

Tamsin ist Erwachsen und lebt bis zum Ende 2017 – zu dem Zeitpunkt war sie 28 Jahre alt -  bei ihren Eltern, wodurch sie es nicht immer einfach hat. Ihre „Ängste“ haben sie schwer im Griff, was ihr Leben zusätzlich verkompliziert.

Aufgrund ihrer Ängste, von denen sie nicht sagen kann, wann und wie diese ihren Ursprung in Tamsins Leben fanden, lebt Tamsin sehr zurückgezogen in ihrer eigenen, bescheidenen Welt.

Tamsin ist ruhig und zurückhaltend. Eigentlich. Zorn und Freude rebellieren oft in ihrem Geist, kämpfen gegeneinander wie wilde Tiere; Gefühle, die sich immer wieder einen Weg an die Oberfläche bahnen. So mächtig und überwältigend, dass Tamsins wahres Ich sie kaum noch zu bezwingen vermag.
Tamsin kann ihre Gefühle nicht kontrollieren. Nein, ihre Gefühle kontrollieren sie!
„Ich mag es nicht, wenn Zorn, Wut und Hass die Oberhand gewinnen.“, gesteht Tamsin, die sich scheu zurückzieht, sobald diese Gefühle in ihr zu Kochen beginnen. Dann erscheint Lucy – ein Gefühl so mächtig und beherrschend, dass es einen eigenen Namen verdient hat. „Ich bin dann nicht mehr ich.“ Lucy ist stark. Auch wenn Tamsin weiß, dass es falsch ist: wenn Lucy erst einmal da ist, lässt sie ihrer Wut freien Lauf. „Und es fühlt sich gut an.“

Tamsin hasst diesen anderen, eigensinnigen Teil ihrer Selbst. Gleichzeitig ist sie froh, ihn existent gemacht zu haben, denn durch ihn kann sie der in ihr angestauten Wut freien Lauf lassen. „Ja, es ist okay. Es muss raus. Irgendwie. Ansonsten würde es sich immer tiefer in mich hineinfressen, bis es irgendwann zu viel wird und mich verschlingt.“
Das Gegenstück von Lucy ist Mira. Ein weiterer, jedoch viel kleinerer Teil von Tamsin. Mira, eine Manifestation von Freude und Heiterkeit, verkörpert all die Dinge, nach denen Tamsin sich sehnt, die ihr Freude bereiten und die ihr ein Hauch von Sicherheit geben. „Mira ist pure Euphorie!“

In ihrer Kindheit war Tamsin frei. Das Leben war heiter und unbeschwert. „Ich konnte lustige Musik hören, Zeichentrickfilme schauen, Spielen und tun, was Spaß macht.“ Nun ist Tamsin erwachsen. Und… „Zeichentrickfilme sind was für kleine Babys. Schau dir gefälligst die Nachrichten an!“, meinte ihr Dad einmal mit einem verständnislosen Kopfschütteln.

„Vielleicht hat er Recht.“, glaubt Tamsin. Sie ist erwachsen und hat sich dementsprechend zu verhalten! Ernst, gewissenhaft, verantwortungsbewusst.
„Wie öde!“, findet Mira, die den strengen Ernst des Lebens am liebsten mit viel Zuckerguss überbacken in den Ofen schieben und anschließend genüsslich verschlingen würde. „Dabei mache ich es mir unter einer warmen Decke bequem, schalte den Fernseher an und stelle mir vor, dass die Welt genauso schön und bunt ist, wie in der lustigen Animewelt!“ Mira liebt Animes.
Wenn Mira da ist, existiert keine Wut. Kein Hass. Keine Ängste. Nur die Freude, von der es in Tamsins Leben wahrhaft viel zu wenig gibt. 

Tamsin hat viele Sorgen. Sorgen um sich, um ihre Zukunft. Sie wünscht sich nichts mehr, als ein glückliches Leben, Freunde, eine eigene Familie, einen sinnvollen Beruf, frei von allen Ängsten und Sorgen zu sein. Frei von allen Zwängen - Den Zwängen der Gesellschaft und höheren Autoriten. „Tamsin, du musst dies tun, du musst das tun, du musst so sein und so denken, denn nur so ist es normal!“, wird ihr von anderen Menschen immer wieder eingebläut. Und ihren eigenen Zwängen, welche nicht über ihren Körper, sondern über ihre Seele herrschen.

Tamsin ist eigensinnig. Sie hat eine inzwischen nichtmehr ganz so ausgeprägte Abneigung dagegen, etwas zu essen, was andere, Privatpersonen gekocht haben. Privatpersonen nehmen es mit Hygiene nicht immer so ernst. Ständig plagt sie die Furcht, im Essen etwas zu finden, was definitiv nicht hineingehört. Seien es kleine schwarze Körnchen unbekannten Ursprungs, Haare, Fussel, Flügel, ein Stück Zwiebel, welches beim Hacken aus Versehen hineingeflogen ist…
Und diese Angst ist nicht einmal so absurd. „Es ist widerlich, müsste man ein langes, klebriges Haar aus dem Kartoffelbei ziehen.“ Zudem hat Tamsin immer das Gefühl, Essen, welches ihr nicht schmeckt, dennoch aufessen zu müssen!
Außerdem isst sie nicht gerne Pommes in der Öffentlichkeit. Schwarze Stellen, die wie knusprige Warzen aussehen, verursachen ihr dieselbe Übelkeit, wie ein Haar in der Suppe. Seit ihrer Kindheit muss Tamsin jeden Pommes einzeln umdrehen und prüfen, bevor sie ihn in ihren Mund führen kann. Schlechte werden prompt aussortiert.
Oft, wenn Tamsin einen ganz tollen Film schaut, überkommt sie dabei plötzlich der Drang, aufräumen zu müssen. Ihr Umfeld muss genauso perfekt sein, wie die Welt in diesem Film! Nur dann fühlt sie sich wohl.
Ihr Hang zur Ordnung scheint viele Menschen zu übertreffen. Sie fühlt sich unwohl, wenn ihre Tischdekorationen nicht im selben Abstand symmetrisch nebeneinander angeordnet sind. Sofern es sich um zwei gleiche Stücke, wie Kerzenleuchter, handelt. Alles muss stets sauber und perfekt sein!
Tamsin mag es nicht, wenn andere ihre Sachen, ihren Computer, anfassen. Obwohl sie weiß, dass die Tastatur sowieso nicht Keimfrei ist, muss sie ständig darüber nachdenken, was die Person wohl vorher angefasst haben könnte und was nun an ihren Tasten klebt. Fettige Fingerabdrücke auf dem Bildschirm oder auf dem glänzend polierten Plastikrahmen gehen gar nicht!
Ebenso tippt Tamsin nicht gern auf fremden Touchscreens herum. Und wenn, dann niemals mit der Fingerspitze, mit der sie anschließend ihr eigenes Handy oder sich im Gesicht berührt. „Mich irritieren Personen, die erst öffendliche Türen anfassen und sich im Anschluss mit der Hand etwas zu Essen in den Mund schieben – und schlimmstenfalls dann auch noch die Finger ablecken.“
Und dann diese Unsicherheit… In schlimmen Fällen muss sie fünf Mal überprüfen, ob der Gasofen auch wirklich ausgeschaltet wurde, bevor sie nach draußen geht. „Inzwischen ist es die Heizung, die ich oft kontrolliere.“

Tamsin ist oft unglücklich. Oft denkt sie von sich, verflucht zu sein. „Wie kann ein Mensch sonst so viel Pech im Leben haben!?“
Was sie auch tut, es gelingt nur sehr selten so, wie es sein soll. Nie geschieht etwas zu ihren Gunsten, und falls doch, dann nicht ohne negative Hintergründe. Tamsin hat keine Freundin. Ist einsam. Depressiv. Wünscht sich Besserung. Wünscht sich ein Ende des Leidens, welches sie regelmäßig heimsucht. Ganz gleich zu welchem Preis. Ab und zu ist ihr Kummer dermaßen intensiv, dass sich die Realität falsch und unwirklich anfühlt.
Es endet nie. Und wenn, dann gesellt sich prompt neue s Leid hinzu. Gerne versucht Tamsin, die wahre Realität auszublenden und sich in ihre eigene, viel schönere Wirklichkeit zu flüchten.


Denkt man einmal intensiv darüber nach, wird bewusst, dass ihre Seele bereits einen ziemlichen Knicks hat.
Ist diese Geschichte Fiktion? Oder ist sie real? Wer weiß das schon?
Sie ist, wie sie ist. „Und das ist… okay.“

2 Kommentare:

  1. Was passiert wohl, wenn die 2 Richtigen zusammen treffen. ;)

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  2. Der Keks möchte Tamsi eigentlich gerne mal auf anderen Wegen kennen lernen, traut sich aber nicht, weil er sie nicht wieder enttäuschen will. Lese stattdessen die Blogs durch um die eigenen Geschichten für einen Moment zu vergessen. Allerdings sind diese an einigen Stellen sehr sehr ähnlich. Ladenhüter beim Dating, keine dating skills und ziemlich schüchtern.

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