„Dieser Gasofen stinkt ja wohl, das
ist einfach unglaublich.“, beklagt sich Tamsin bereits am frühen Samstagmorgen.
Sie hasst den Gestank von Gas, will jedoch auch nicht frieren. Notgedrungen
erträgt sie es, immerhin ist es besser, als zu frieren. Sie fühlt sich ein
wenig müde, obwohl sie ausgeschlafen aufgestanden ist. Sie sitzt an ihrem PC,
in gebeugter Haltung, um sich vor dem grellen Licht der zum Fenster
hereinscheinenden Sonne zu ducken und schreibt ihren Roman weiter. Der kleine
Sonnenstrahl fühlt sich an, als würde ihr jemand mit einer Taschenlampe ständig
in die Augen leuchten.
Die Langeweile - ewig nur vor dem
Fernseher zu hocken macht irgendwann einfach keinen Spaß mehr – hat Tamsin dazu
gebracht, mit ihren Eltern in die Stadt zu fahren. Ein wenig Bewegung tut gut.
Sie waren im Trödelladen, aber dort gab es nichts Besonderes. Dann, als hätte
sie es nicht geahnt, kam wieder der Punkt, an dem Tamsin ihr Mitkommen bereuen
durfte. Wie immer. „Mit den Eltern unterwegs zu sein bedeutet meistens Stress.“
Für jeden. Ihr Dad wollte das Auto waschen. Nun, das dauerte nicht allzu lange,
doch dann wollte ihre Mom in die Geschäfte rein. Tamsin hatte kein Interesse, also
blieb ihr nichts Anderes übrig, als im Auto zu warten. So ist es ständig.
Tamsin weiß, dass sie entweder in uninteressante Geschäfte gehen oder im Auto
auf ihre Eltern warten muss. Lange, manchmal. Im Hochsommer unerträglich. Aber
sie lernt einfach nicht daraus. Sie muss sich ihren Eltern fügen. Ja, sie
könnte die Zeit auch nutzen und ihren eigenen Weg gehen, aber will sie das? Durch
das Gewerbegebiet trotten, ohne den Willen etwas zu kaufen, weil es nichts
gibt, das sie brauchen oder sich leisten könnte? “Nun ist sie schon wieder
bockig.“, sagte ihr Dad zu ihrer Mom, als Tamsin sich weigerte, sie ins
Bettenlager zu begleiten. Tamsin verspürte Schmerzen; die Wunde des gezogenen Zahnes
wurde nicht genäht und dort klafft nun ein beachtliches Loch. Tamsin traut sich
kaum abermals zu erwähnen, dass sie keine Lust auf Shoppen und Einkaufen hat, weil
sie weiß, dass ihre Mom dann nur aus Trotz in noch mehr Geschäfte geht, was
dann noch länger dauert. “Warum nur ist sie so bockig“, wundert sich ihr Dad. Ja,
warum tut Tamsin nicht einfach ohne zu murren alles, was ihre Eltern wollen?
Sie kann nicht. Ihr eigener Wille,
wie eine Erwachsene zu leben, ist unermesslich. Doch ihre Ängste schränken sie
ein - ihr Leben, ihre Freiheit. Sie denkte darüber nach, einmal alleine mit dem
Bus in die Stadt zu fahren. Aber wozu? „Nur, um danach wieder in dieses muffige
Kinderzimmer zurückzukehren?“
Tamsin hat sich für eine Wohngruppe
angemeldet. Der einzige Weg, von den Eltern wegzukommen. Dort bekäme sie ein
Zimmer und eine Therapie, sobald ein Platz frei wird. Und das kann dauern. Lange…
Tamsin ist frustriert. Ein
Dauerzustand. Sobald sie nach einem kurzen Abstecher zu McDoof heimkamen, wurde
der Gasofen eingeschaltet. Drinnen war ist kalt. Es dauerte eine Weile, bis
sich die Wärme ausgebreitet in ihrer zusammengewürfelten Mischung aus alter
Waschküche, Gartenlaube und umgebauten Wintergarten ausgebreitet hatte. Okay,
den Wintergarten konnte man ausschließen, dort gab es eine Tür, die im Winter
so gut wie nie geöffnet wurde. „Warum hast du deine kleine Heizung nicht
angelassen?“, schimpfte ihre Mom, obwohl sie wusste, wie teuer das Teil ist. Sie
befahl Tamsin: „Du machst jetzt deine Heizung an, und die lässt du auch an! Hast
du das verstanden?“
Tamsin dachte sich nur: O-kay, und aß
ihren Burger. Nach dem Essen war sie immer noch hungrig. Es war ja auch nicht
viel. „Aber wenigstens ist mir nicht übel.“ Was eine Überdosierung von McDoof
oft verursacht.