Tamsins Tag erweist sich als
recht kummervoll. Eigentlich sollte sie heute die Präsentation, die für nächste
Woche angesetzt war, halten. Mehrmals erwähnt sie, dass sie fertig ist und
wartet, doch auch als nachmittags nur noch 3 Teilnehmer anwesend waren, kam
nichts hinterher. Dann war es ihr auch egal. Dies ist so ein Tag, an dem ihr
alles egal ist. Ihr Zahn quält sie, doch es kümmert niemanden. Warum auch?
Tamsin hat Angst vor dem, was der Zahnarzt sagen wird – Angst, dass "man
nichts machen kann." Angst, nicht mehr weiter zu wissen, weil ihr niemand
helfen kann.
Einige neue Teilnehmer waren
da. Tamsin erwähnt, dass sie es unfair findet, dass allen gesagt wird, sie
dürfen eine Präsentation über ein Wunschthema erstellen, nur Tamsin nicht. Auch
das kümmert niemanden. Der Raum ist eiskalt, und sie zittert. Egal.
Tamsin Googlet Therapiesachen,
informiert sich über Psychosen. Die Zwiebeln nagen weiterhin an ihren Nerven.
Dazu Panik vor dem Tag, an dem sie erneut auf sie zukommen. Andere Leute
belächeln dies. Meinen, ja, ein bisschen Schmerzen und tränende Augen beim
Zwiebeln-schneiden sind doch ganz normal. Das vergeht schon wieder... "Ich
bin der wohl einzige Mensch, der sich eine Zwiebelallergie wünscht."
Alles ist egal, und Tamsin
schwelgt im Unglück. In solchen Situationen hat sie oft das Gefühl, keinen
klaren Gedanken fassen zu können. Tamsin wird der Welt immer egal sein.
Eine Kollegin, die Tamsin
gernhat, weil sie mit ihr redet und immer nett ist, hatte heute ihren letzten
Tag. Aber der Kuchen, den es gab, war noch gefroren und sie mochte den nicht.
"Es ist immer schade, wenn nette Leute gehen und nur die übrigbleiben, die
einen ignorieren..."
Naja,
später hielt Tamsin dann ihre Präsentation für 5 Leute. Die fanden ihre
Grafiken witzig, doch Tamsin hatte nicht viel zu lachen, da ihre Stimmung noch
immer im Keller war. „Ich hatte mich darauf gefreut, es der ganzen Gruppe
vorzutragen. Voller Motivation.“ Aber letztlich spielt dies auch keine Rolle. Ein
paar Minuten später denkt sowieso niemand mehr daran. So ist es immer.
Irgendwann
danach war dann Feierabend. Die Zeiten stehen nach oben hin offen, und Tamsins
Bus war gerade abgefahren. Also saß sie wieder alleine im Computerraum – gut,
anstatt sich darüber zu ärgern sollte sie froh sein, nicht draußen in der Kälte
eine Stunde stehen zu müssen. Um 16 Uhr war sie dann zuhause. Hat sich eine Dose
Mais gemacht. Auf Fertignudeln hatte sie keine Lust. Danach hat sie noch
aufgeräumt. Ablenkung tut gut. Danach hatte sie kaum mehr Zeit für ihre Serie. Letztlich
war dies einer dieser Sinnlosen Tage, die beinahe nur aus Arbeit, essen und schlafen
bestehen. Tage, bei denen es ihr graust, ihr Leben mit ihnen zu füllen. Würde sie
nicht aufräumen, müsste sie einkaufen. Oder Duschen. Oder hätte Flurdienst. Für
Hobbies oder andere lebenswerte Ereignisse bleibt da nicht viel Zeit.
Obwohl
sich viel ändert, wendet sich letztlich doch nichts zum Guten. Andere helfen
ihr ein Leben zu führen, das anders und richtig ist. Aber letztlich ist es auch
nicht besser als das, was sie hatte. Den ganzen Tag bei den Eltern im
Kinderzimmer zu hocken und immer dasselbe zu tun, alleine, das war sinnlos. Ein
modernes Standartleben bestehend aus Arbeit, essen und schlafen scheint jedoch
auch nicht sinnvoller.
Einige sagen,
einen Bürojob zu bekommen wäre für sie möglich. Andere meinen das Gegenteil. Aber
wer hat Recht?
Vielleicht
wird Tamsin nie glücklich, weil sie selbst andere nicht glücklich machen kann. Sie
hat keine Freunde, weil niemand sich bei ihr wohlfühlt. Sie tut nichts für
andere, wenn sie selbst keinen Vorteil für sich darin sieht. Kann nicht
selbstlos sein. Vielleicht ist gerade deswegen das Schicksal ihr Feind? Vielleicht
erwartet sie zu viel von der Welt, weil sie es gewohnt ist, alles zu bekommen,
was sie will, ohne etwas dafür zu tun? Sie bewundert Kollegen, die einfach so
mal einen Kuchen für die Gruppe kaufen. Oder etwas verschenken. Ganz anders als
ihr Dad, der Dinge lieber wegwirfst, statt sie anderen zu geben, von denen man
vorher auch nichts bekommt. „Würde ich anderen etwas ausgeben sehe ich nur weniger
Geld auf dem Konto und damit Verzicht auf etwas, das ich haben könnte und darum
darauf verzichten muss.“
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